wohnbund-Tagung: Genossenschaft && Digitalisierung

Datum: 29.11.2024
Ort: Berlin, ExRotaprint
Anmeldung: Hier anmelden
Veranstalter: wohnbund e.V. | Bundesvereins zur Förderung des Genossenschaftsgedankens e.V. | Heinrich Böll Stiftung


Die Digitalisierung ist längst auch im Genossenschaftssektor angekommen – die Pandemie hat diese Entwicklung beschleunigt. Es zeigt sich, dass hier bisher ungenutzte Chancen für die Organisation der Genossenschaft und die Partizipation der Mitglieder bestehen. Zugleich werden Defizite in der Gesetzgebung deutlich und damit die Notwendigkeit aufgezeigt, regulatorische Beschränkungen für Genossenschaften zu überdenken.

Die Fachtagung Genossenschaft && Digitalisierung nimmt bisherige Impulse auf und widmet sich insbesondere der digitalen Mitgliederpartizipation und -Organisation. Wie können Mitglieder aktiv, maßgeblich und rechtssicher in Entscheidungsprozesse eingebunden werden?

Die Veranstaltung bietet eine Plattform, um von Expert:innen und Praktiker:innen zu lernen, neue Ansätze zu entdecken und sich an Diskussionen zur sozialverträglichen Digitalisierung zu beteiligen. Wir werden Strategien, Tools und Erfahrungen erörtern, die neue Ansätze für das Genossenschaftswesen aufzeigen. Wir stellen die Frage, wie wir Mitgliederpartizipation und den Zusammenhalt in kooperativen Organisationen stärken und dabei alle Mitglieder mitnehmen können. Wir laden Sie ein, Teil der Debatte zu werden, um gemeinsam den genossenschaftlichen Sektor zukunftsfähig zu machen.

://Schwerpunkt Austausch und digitale Tools:
Neben dem Rahmenprogramm zum Stand der Änderungen im Genossenschaftsgesetz und einem Ausblick auf die soziale Innovationskraft der Digitalisierung, bieten die Workshops von Genossenschaft & Digitalisierung viel Raum für den Austausch und die gemeinsame Diskussion für Teilnehmende und Fachleute.

://Praxis-Check: Wohnungsgenossenschaften
Die Genossenschaft ist an keine Branche gebunden. Daher geht es in den Tagungs-Workshops um die Rechtsform im Allgemeinen. Trotzdem unterziehen wir das Thema in zwei der Workshops einem Praxis-Check und zeigen anhand von Wohnungsgenossenschaften, wie digitale Tools zum Einsatz kommen können.


://Workshops vormittags:

  1. Eine Chance für den Wandel: wohnbund goes 100xdigital
    • Carsten Ungewitter, datenkollektiv.net | Robin Mohr, wohnbund e.V.
    • Moderation: Constance Cremer, Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft mbH
  2. Werkzeuge und Erfahrungen mit digitaler Mitglieder- und Beteiligungsverwaltung
    • Robert Parron, KONSUM DRESDEN eG | Andreas Bauer, Agrokraft GmbH
    • Moderation: Nico Storz, Bürgerwerke eG
  3. Digitale Transformation – die Datenschutz-Zukunft gestalten
    • Jure Globocnik, activeMind AG | Gerald Scheiger, Consultatio
    • Moderation: Mathias Fiedler, BzFdG

://Workshops nachmittags:

  1. Vom Code zur Kompetenz: Weiterbildung für digitale Tools in Genossenschaften
    • Sjard Hönsch, Universität Hildesheim | Marina Braun, revoluSUN GmbH
    • Moderation: Prof. Dr. Carola Iller, Universität Hildesheim
  2. Erfahrungen und Tools zur digitalen Vertreter
    • Klaas Augustin, POLYAS GmbH | Tobias Pinkel, Green Planet Energy eG
    • Moderation: Angelika Noss, BzFdG
  3. Von der Plattform zur Mitmachgenossenschaft
    • Markus Kollotzek, wechange eG | Robin Mohr, DachGeno RheinMain eG
    • Moderation: Tobias Bernet, wohnbund e.V.

://Tagesablauf:

  • 09:30 Ankommen und Einchecken
  • 10:00 Begrüßung und Auftakt
  • 10:15 Stand der Novelle des GenG zur Digitalisierung | Ute Höhfeld, Bundesministerium der Justiz
  • 11:00 Blitz-Vorstellung der Workshops
  • 11:30 Kaffeepause
  • 12:00 Workshop 1 bis 3
  • 13:30 Mittagessen: Büffet
  • 14:30 Workshop 4 bis 6
  • 16:30 Info-Blitz aus den Workshops
  • 17:00 Digitale Transformation der Zivilgesellschaft für eine menschengerechte Digitalisierung | Dr. Mike Weber, Kompetenzzentrum Öffentliche IT
  • 17:30 Diskussion: Wie weiter mit der Digitalisierung im Genossenschaftswesen?
  • 18:00 Gemeinsamer Ausklang mit Getränken und Häppchen

://Anmeldung und Organisation:

  • Ort: ExRotaprint gGmbH, Gottschedstraße 4, Berlin
  • Zeit: 10:00 bis 18:00 Uhr
  • Teilnahmegebühr: 30,00 €. Kostenfrei für Mitglieder des wohnbund e.V. und des Bundesvereins zur Förderung des Genossenschaftsgedankens e.V.
  • Anmeldung: Hier anmelden

Wir freuen uns, Sie und Euch analog wiederzusehen!


Workshopinhalte:

://Workshop 1: Eine Chance für den Wandel: wohnbund goes 100xdigital

Carsten Ungewitter, datenkollektiv.net | Robin Mohr, wohnbund e.V.
Moderation: Constance Cremer, Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft mbH

In diesem Workshop beleuchten wir die aktuellen Fortschritte des Digitalisierungsprojekts, das der wohnbund e.V. in Kooperation mit datenkollektiv.net durchführt. Das Projekt wird durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt im Rahmen des Programms „100xdigital“ unterstützt. Wir gehen den Fragen nach, welche Funktionen das neue System bietet und welchen Mehrwert es für bestehende sowie potenziell neue Mitglieder – wie beispielsweise Wohnungsgenossenschaften – schafft. Es wird erläutert, welche Überlegungen zur Initiierung des Programms geführt haben und wie datenkollektiv.net die technische Umsetzung gestaltet hat.

Der Workshop bietet neben Einblicken in künftige Arbeitsweise des wohnbund auch die praktische Demonstration der Anwendungen und Tools. Zudem können Teilnehmende in der anschließenden Diskussionsrunde eigene Erfahrungen einbringen und aufkommende Fragen klären. Kernthemen des Workshops sind: Werkzeuge für die Zusammenarbeit, Effiziente Kooperation, Wissensmanagement, Veränderungen inklusiv gestalten, Datensicherheit.

Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Euch die digitalen Möglichkeiten zu erkunden, die unsere Arbeit und Kooperationen in der Zukunft prägen werden. Engagierte Akteur:innen für diesen Workshop sind Marvin Dropp, datenkollektiv.net und Robin Mohr, wohnbund e.V.

://Workshop 2: Werkzeuge und Erfahrungen mit digitaler Mitglieder- und Beteiligungsverwaltung

Robert Parron, KDintras-Team KONSUM DRESDEN eG | Andreas Bauer, Agrokraft GmbH
Moderation: Nico Storz, Bürgerwerke eG

Zur effizienten Verwaltung zahlreicher Mitglieder, wie für Genossenschaften typisch, bietet sich an, eine CRM-Software einzusetzen, um den Handlungsanforderungen für Verwaltung, Kommunikation und Koordination gerecht zu werden. Erfahrungen mit verschiedenen Software-Programmen liegen vor, z.B. eingesetzt in Energie- oder Konsumgenossenschaften. Von Kündigung, Sterbefällen, Übertragungen von Anteilen bis zur Prüfung durch den Verband ist eine Verwaltungs-Software von Vorteil. Gute Programme helfen u.a. bei der digitalen Dokumentenablage, der Mitgliederverwaltung sowie der Dividendenberechnung. Mit ihr lassen sich Zahlungen digital abwickeln und die Kirchensteuerabfrage erfolgt automatisiert. Das gilt auch für Schreiben wie Steuerbescheinigungen, Infobriefe, Einladungen zur GV etc.

Wichtig ist, dass die jeweilige Software stetig weiterentwickelt wird, beispielsweise für den zukünftig möglichen digitalen Beitritt zur Genossenschaft. Um sie benutzerfreundlich zu gestalten, sollten die Betreiber die Anliegen und Verbesserungsvorschläge ihrer Anwender kontinuierlich sammeln, bewerten und so die Software kontinuierlich verbessern. Online-Lösung mit jederzeitigem Zugriff von jedem Ort sind mittlerweile eher die Regel.

Für die Arbeitsgruppe wurden Vertreter:innen von zwei eingeführten Verwaltungsprogrammen eingeladen, Robert Parron, Projektverantwortlicher der Software zur Mitgliederverwal­tung, entwickelt von der KONSUM DRESDEN eG sowie Andreas Bauer, Agrokraft GmbH, mit Schwerpunkterfahrungen der Verwaltung von Energiegenossenschaften.

://Workshop 3: Digitale Transformation – die Datenschutz-Zukunft gestalten

Jure Globocnik, activeMind AG | Gerald Scheiger, Consultatio
Moderation: Mathias Fiedler, BzFdG

Behindern oder verhindern die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) die digitale Transformation? Selbstverständlich resultieren aus der DSGVO Anforderungen an Neuerungen im Rahmen der digitalen Transformation, in denen personenbezogene Daten verarbeitet werden. Dies kann zu Verlangsamungen führen. Gleichzeitig erweist sich der Datenschutz aber auch als Treiber von Innovationen. Das gilt beispielsweise in Form der Entwicklung neuer Tools, die Betroffenen mehr Kontrolle über ihre Daten geben sollen u.a. zur Ausübung der Einwilligungsverwaltung und von Betroffenenrechten.

Im Workshop werden Begrenzungen und Chancen der Digitalisierung im Rahmen der DSGVO thematisiert und wie die strengen Anforderungen digital einfacher umgesetzt werden können. Das fördert die Digitalisierung durch höhere Akzeptanz. Durch das Erfüllen der Transparenzanforderungen erhalten die Betroffenen Informationen zur Verarbeitung ihrer Daten. Dies erleichtert ihnen die Ausübung ihrer Rechte. Genossenschaften hilft die Auseinandersetzung mit dem Thema und das Arbeiten mit Tools, Transparenz herzustellen, Einflussmöglichkeiten der Betroffenen auf ihre Daten über Einwilligungen sicherzustellen und letztlich das unnötige Ausüben von Betroffenenrechten abzuwenden.

Für die Arbeitsgruppe stehen Fachmenschen zur Verfügung, die sich intensiv mit Fragen der Sicherstellung Weiterentwicklung der DSGVO auseinandergesetzt haben. Jure Globocnik, activeMind AG und Hans-Peter Schüffler, Consultatio.

://Workshop 4: Vom Code zur Kompetenz: Weiterbildung für digitale Tools in Genossenschaften

Sjard Hönsch, Universität Hildesheim | Marina Braun, revoluSUN GmbH
Moderation: Prof. Dr. Carola Iller, Universität Hildesheim

Der Workshop zum Thema Weiterbildung und Digitalisierung stellt das zugrundeliegende Dilemma in den Mittelpunkt, dass der digitale Wandel oft sowohl eine technische Frage, als auch eine Frage der digitalen Kompetenzen der anvisierten Nutzer:innen umfasst. Nur wenn beide Fragen gleichzeitig adressiert werden, lässt sich der digitale Wandel effizient und effektiv umsetzen. Für den Erwerb notwendiger digitaler Kompetenzen, die bei den potentiellen Nutzer:innen nicht vorhanden sind, bieten sich Weiterbildungsmaßnahmen an. In dem Workshop werden mit den Teilnehmer:innen vielfältige, sie bewegende Fragen diskutiert: Wie können wirkungsvolle Weiterbildungsmaßnahmen für digitale Geno-Tools erstellt und durchgeführt werden? Welche Form sollten sie haben? Welche Inhalte? Welche Zielgruppen müssen berücksichtigt und angesprochen werden? Welche Hürden bestehen bei der Nutzung? Wie können diese minimiert werden?

Der interaktive Workshop wird organisiert vom deutschen Team des EU-Projekts baSE – Blueprint for Advanced Skills & Trainings in the Social Economy. Ziel des Projekts ist die Entwicklung von innovativen Weiterbildungsmaßnahmen für die Soziale Ökonomie, die Genossenschaften einschließt. Auf die Aspekte digitaler, grüner und fairer Wandel wird ein besonderer Fokus gelegt. An der Arbeitsgruppe nehmen Akteur:innen teil, die sich besonders mit dem Thema Qualifizierung für die Digitalisierung auseinandersetzen wie Sjard Hönsch, Universität Hildesheim und Marina Braun, revoluSUN GmbH.

://Workshop 5: Erfahrungen und Tools zur digitalen Vertreter:innenwahl

Klaas Augustin, POLYAS GmbH |Tobias Pinkel, Green Planet Energy eG
Moderation: Angelika Noss, BzFdG

Laut dem geänderten § 43b (1) GenG kann die Generalversammlung durchgeführt werden als Präsenzversammlung, als virtuelle, als hybride sowie als Versammlung im gestreckten Verfahren. Eine digitale Generalversammlung kann die Demokratie innerhalb der Genossenschaft stärken. Analoge Chancen ergeben sich bei der Online-Vertreter:innenwahl für die Mitglieder größerer Genossenschaften. Vertreter:innenwahlen sind teilweise mit erheblichen Organisationsaufwand und Kosten verbunden. Beispielsweise POLYAS vereinfacht dafür die Wahlplanung (reinen Online-Wahl, kombinierten Brief- und Online-Wahl etc.). Die Ansprüche von Demokratie und Mitbestimmung als Kernwerte des genossenschaftlichen Miteinanders lassen sich so mit geringerem Aufwand umsetzen. Das ermöglicht, erheblich mehr Mitglieder großer Genossenschaften zu erreichen und deren Wahlbeteiligung zu steigern.

Hier ist Green Planet Energy noch einen Schritt weiter in Richtung Demokratisierung ihrer Genossenschaft. Bei der letzten Vertreter:innenwahl wurde im Rahmen des digitalen Wahlverfahrens ermöglicht, Mitglieder der zur Wahl stehenden Vertreter:innenliste einzeln zu wählen. Auf diese Weise wurde Elemente einer Listen- und Personenwahl miteinander verbunden, so dass partizipative Ansprüche erheblich besser umgesetzt werden konnten. Ihr Wissen als Fachmenschen bringen ein Klaas Augustin, POLYAS GmbH; Tobias Pinkel, Green Planet Energy eG.

://Workshop 6: Von der Plattform zur Mitmachgenossenschaft

Markus Kollotzek, wechange eG | Robin Mohr, DachGeno RheinMain eG
Moderation: Tobias Bernet, wohnbund e.V.

Zugunsten von Genossenschaften und anderen Organisationen kommt es zunehmend zur Entwicklung und dem Betrieb von Kollaborations- und Vernetzungsplattformen. Sie bieten Genossenschaften Werkzeuge an, die sie für die digitale Zusammenarbeit und Vernetzung ihrer Mitglieder einsetzen können. Genossenschaften können solche Portale neben der Mitgliederkommunikation auch für ihr gesamtes internes Dokumentenmanagement nutzen oder zumindest geteilte Dokumente wie Aufsichtsratsprotokolle oder Arbeitsdokumente ablegen und gemeinsam bearbeiten. Sie haben dabei jederzeit die volle Kontrolle darüber, wer auf die jeweiligen Dokumente zugreifen darf. Weitere Leistungen solcher Portale können eine kostenfreie Videokonferenz-Software, Tools wie Kalender, Chats oder Umfragen und vieles mehr sein.

Zu den zentralen Bedürfnissen zählt ein sicherer Datenaustausch mit den Mitgliedern. Das ist besonders wichtig, wenn über die Plattform Abrechnungsdaten oder auch wichtige Protokolle ausgetauscht werden. Die meisten Portale bieten die Möglichkeit, dass sich ein/e Nutzer:in nur einmal anmelden muss, um die verschiedenen Tools anwenden zu können. Über solche Portale wird die Zusammenarbeit deutlich erleichtert und innerhalb der genossenschaftlichen Gemeinschaft kann sich eine lebendige Diskussions- und Unterstützungskultur entwickeln.

Robin Mohr von der DachGeno RheinMain eG wird vorstellen, wie die Wohnungsgenossenschaft die Nextcloud zur Zusammenarbeit einsetzt. Markus Kollotzek von wechange eG berichtet über die intensive Zusammenarbeit mit Energiegenossenschaften.